Was ist die Derivatbombe?

Dieser Artikel ist Teil 5 von 5 in der Serie Derivate

Die Derivatbombe – was versteht man unter diesem Begriff?

DerivatbombeNachdem in den vorangegangenen Artikeln erläutert wurde, warum ein Handel mit Derivaten in Erwägung gezogen werden sollte, und worin die Risiken und Chancen im Derivathandel liegen, soll im nunmehr letzten Artikel der Artikelserie „Derivate“ ein Begriff geklärt werden, der in den Medien immer öfter in Erscheinung tritt: die Derivatbombe.

Der Begriff Derivatbombe bezieht sich primär auf die Tatsache, dass gerade im OTC Handel mit Derivaten keine Standardisierung, Reglementierung etc. stattfindet, d.h. Vertragspartner sind von der Bonität der Gegenpartei abhängig. Kann der Vertragspartner nicht mehr zahlen platzt der Handel.

Geht man nun davon aus, dass der Handel mit Derivaten nach wie vor oft sehr undurchsichtig ist, wird deutlich, wie schnell es zu faulen Krediten oder zu einem Verlust der Liquidität des Vetragspartners kommen kann.

Betrachtet man dann die Milliarden, die im Derivathandel gehandelt werden, wird deutlich, dass hier eine tickende Zeitbombe vorliegt, die jederzeit explodieren kann. Die im weiteren Verlauf des Artikels offengelegten Zahlen zeigen die Brisanz.

Mit Derivaten kann der Wert einer Aktie oder eines Derivates manipuliert werden

Es ist möglich, mit Derivaten den Wert einer Aktie oder eines Derivates zu manipulieren.  Doch auch die Sicherheiten, die hinter den Finanzgeschäften stehen, sind von fundamentaler Bedeutung.

Auch in Zukunft sollen „minderwertige Wertpapiere“ als Sicherheit für Kredit gelten

Gerade haben die Europäische Zentralbank und die Chinesische Zentralbank sich entschieden, in Zukunft auch sogenannte „minderwertige Wertpapiere“ als Sicherheit für Kredite gelten zu lassen.

Diese Politik öffnet natürlich Tür und Tor für halbseidene Geschäftemacher, bringt die Banken dazu, sich noch stärker am Derivate-Markt einzubringen.

Und diese Bombe von faulen Wertpapieren, die mittlerweile vom Volumen her zwanzig Mal höher sein soll als das Gesamtbruttosozialprodukt der Erde kann durch einen kleinen Impuls zur Explosion gebracht werden.

Asset Back Securities

Die sogenannten Asset Back Securities sind Wertpapiere, die ein schlechteres Rating als das bis dato geforderte Triple A besitzen. Dies können auch Derivate von Derivaten sein, hinter denen sich Unternehmensanteile, Immobilien oder auch Autos verbergen können.

Das Risiko wird also wie in einer Kette immer weiter gereicht. Und der Zündfunke für die Explosion kann die Bemerkung eines Bankers der Zentralbank sein, sie kann die Kurse nach oben oder auch nach unten schießen lassen.

Und dieses Damoklesschwert hängt also auch über dem gigantischen Derivate-Markt.

China hat sich sogar entschieden, die Bewertungen von Sicherheiten vollkommen bleiben zu lassen. So tut sich hier ein Schlupfloch auf, durch das immer weitere „giftige“ Wertpapiere in Umlauf geraten.

Der Derivatehandel ist also einem riesigen Casino vergleichbar, in dem auf so gut wie alles gewettet werden kann.

Das grundsätzliche Dilemma ist, dass niemand wirklich weiß, wie die Gelder in den Handel mit Derivaten einfließen, noch wie das ganze System eigentlich überhaupt funktioniert.

Die Derivatbombe kann also jederzeit „hochgehen“ und damit in immensen Schäden für die Wirtschaft resultieren.

Too big to fail

Amerikanische Banken halten 90 Prozent der Derivatprodukte, die insgesamt ein Volumen von weit über 230 Billionen Dollar besitzen.

Die Bank of New York Mellon steckt mit 1,375 Billionen Dollar im Geschäft, sie sieht sich Klagen wegen Vertragsbruches und Betrug ausgesetzt.

Morgan Stanley ist mit 1,7 Billionen Dollar dabei. Die Bank wurde während der Finanzkrise mit 2 Billionen geheimer Kredite unterstützt.

Die Wells Fargo Bank ist mit 3,3 Billionen Dollar dabei.

Die Holding HSBC, die größte Bank der Welt, finanziert Derivate im Wert von 4,3 Billionen Dollar.

Goldman Sachs ist mit sage und schreibe 41,2 Billionen Dollar dabei.

Die Bank of America hält ca. 42 Billionen Dollar an Derivaten, alleine 32 Billionen davon stammen aus faulen Immobiliengeschäften.

Weiter sind zu nennen die Citigroup mit 52,1 Billionen US-Dollar und die JP Morgan Chase mit mehr als 69 Billionen Dollar.

Auch deutsche Banken mischen kräfig mit beim Derivathandel

Doch auch die deutschen Banken zocken eifrig mit. Die Landesbank Hessen-Thüringen, die Deutsche Bank, die Commerzbank, die Deutsche Zentralbank, die deutschen Sparkassen und nicht zuletzt die West-LB sind u.a. vertreten.

Massenvernichtungswaffe

Als ein Aids-Virus der Finanzwelt sieht der ehemalige französische Präsident die Derivate, als Massenvernichtungswaffe bezeichnet der amerikanische Finanzmogul und Großinvestor Warren Buffet das Derivate-Geschäft.

Derivate werden von Computern gehandelt, in Sekundenbruchteilen. So kann niemand wissen, wann oder aus welchem Anlass die Derivatbombe schließlich platzt.

 

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In dieser Artikelserie erfahren Sie grundsätzliches über den Handel mit Derivaten. Die Geschichte der Derivate wird genauso erläutert wie die Chancen und Risiken, moralische Aspekte im Derivatenhandel ebenso wie der Handel mit Derivaten für Privatanleger.

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